Das Gefängnis
Das war näher als München, aber noch immer eine gute Stunde mit dem Bus. Wir hatten ein Motorrad, um schneller zur Bushaltestelle zu kommen. Dort in Düsseldorf habe ich Markus zum ersten Mal besucht. Ganz früh an einem nasskalten Morgen habe ich mich bei Melanie hinten auf das alte Motorrad gesetzt. Wir verließen unser Viertel und folgten einem Pfad, der quer über ein großes kahles Feld führte. Es war übersät mit im Wind wehenden schwarzen Abfallsäcken, als wären es dunkle Blumen. Es war so kalt, dass dort weder Fliegen noch Gestank zu merken waren. Melanie gab so wild Gas, dass ich vom Motorrad fiel und sie es nicht einmal sofort bemerkte, vielleicht weil das Motorrad sowieso schon so schnell war. Ich hatte ein kleines Stück Käse für Markus mitgenommen und es ging sofort durch den Schlag gegen den Boden kaputt. Den Käse hatte ich von meiner Tante bekommen und für Markus aufgehoben. Ein ganzes Stück. Ich klopfte mir die Erde von meinem schönsten Kleid, dem gelben, das ich extra für Markus angezogen hatte. Der linke Schuh war mir vom Fuß gefallen. Ich trug die Schuhe von Melanie, die mir eigentlich zu groß waren. Wir fuhren weiter und Melanie sagte, dass ich viel reden sollte, damit sie wusste, dass ich noch da war, aber ich war noch zu müde zum Reden. Markus würde sich bestimmt wundern, wenn er mich sah, denn er hatte mich schon zwei Jahre nicht mehr gesehen.
|
|